Hirse international im Fokus – Kleine Körner mit Zukunft

Hirseähre
Stand: 25.01.2023

Beim Anblick der rundlichen, gelbfarbigen Mini-Kügelchen denken Viele zunächst an Vogelfutter und nicht an eines der ältesten Getreide, das in Deutschland angebaut wurde und hier bis ins 18. Jahrhundert zu den Grundnahrungsmitteln zählte. In diesem Jahr bekommt es nun erfreulicherweise besondere Aufmerksamkeit, da die Vereinten Nationen 2023 zum Internationalen Jahr der Hirse erklärt haben. Damit wird auf die globale Bedeutung dieser recht anspruchslosen Kulturpflanze – gerade in Zeiten zunehmender Trockenheit – hingewiesen.

Verdrängt wurde die Hirse hierzulande durch die Verbreitung von Kartoffel, Mais und Weizen, da diese pro Fläche ertragreicher sind. Dabei hat sie durchaus viele andere Vorzüge, die inzwischen vermehrt von vegetarisch oder vegan lebenden Menschen und von Zöliakie/ Glutensensitivität Betroffenen geschätzt werden. Denn inhaltlich punktet das kleinfruchtige Spelzgetreide beispielsweise mit einem hohen Gehalt an Eiweiß (~ 10 %) sowie Mineralstoffen bzw. Spurenelementen, von denen besonders Eisen, Magnesium, Kalium, Fluor und Silizium (Kieselsäure) hervorzuheben sind. Gerade die ausreichende Versorgung mit Eiweiß und Eisen ist wichtig für Menschen, die sich fleischlos ernähren, da leicht ein Mangel auftreten kann. Um die Eisenaufnahme aus pflanzlichen Lebensmitteln zu verbessern, sollte die Hirsemahlzeit zusätzlich Vitamin C enthalten, z. B. in Form eines Vitamin C-reichen Gemüses (wie Paprika, Grünkohl etc.) oder obstbasierten Desserts (beispielsweise Obstsalat). Aber auch Allergikerinnen und Allergiker, die auf Gluten reagieren, begrüßen Hirseprodukte, da sie das Klebereinweiß nicht enthalten und so neben Reis, Mais sowie den Pseudogetreiden Buchweizen, Amarant und Quinoa eine weitere verträgliche Alternative für ihren Speiseplan darstellen.

Die Agrarwissenschaft hat das Potential der Hirse, das übrigens vom indogermanischen Wort für „Sättigung“ abgeleitet wird, ebenfalls erkannt. Die nahrhaften kleinen Körner spielen in Afrika und Asien seit jeher eine große Rolle in der Ernährung der Menschen und könnten zukünftig auch in Deutschland wieder vermehrt angebaut werden. Denn Hirse hat ackerbaulich einiges zu bieten, was Anbauversuche u. a. in Bayern und Thüringen in den letzten Jahren untermauern. Die wärmeliebende Pflanze, die zur Familie der Süßgräser zählt, stellt nur geringe Ansprüche an die Nährstoffversorgung über den Boden, ist kaum anfällig für Krankheiten bzw. Schädlinge und hat den großen Vorteil, dass sie sehr widerstandsfähig gegenüber Trockenheit ist. Darüber hinaus ist ihre kurze Vegetationszeit von 100−120 Tagen für Landwirte interessant, da sie bei Missernte eines anderen Getreides als Ausfallfrucht eingesetzt werden kann.

Hirse ist warenkundlich betrachtet eine Sammelbezeichnung für kleinfruchtiges Spelzgetreide und kann in zwei Hauptgruppen eingeteilt werden: Gattungen mit größeren Körnern werden den Sorghum-Hirsen zugeordnet und die kleineren den sogenannten Millet-Hirsen. Rispen-, Kolben,- Perl- und Zwerghirse (Teff) sind letzterer Gruppe zugehörig. Im hiesigen Handel erhältlich sind vor allem Vertreter der Rispenhirse wie die gelbliche Goldhirse sowie die dunklere Braunhirse. Grundsätzlich werden die Körner zur besseren Verdaulichkeit nach der Ernte entspelzt und geschält wie z. B. bei der Goldhirse. Braunhirse enthält dagegen noch die harten Schalenbestandteile und wird deshalb meist als Mehl angeboten. Sie soll laut Werbung möglichst unerhitzt verzehrt werden, um bestimmte gesundheitliche Effekte zu entfalten, deren Wirksamkeit jedoch bis heute nicht bewiesen wurden. Aufgrund bestimmter sekundärer Pflanzenstoffe in den Körnern (Phytinsäure etc.), die unter anderem die Aufnahme von Mineralstoffen behindern, ist es angeraten, sie vor dem Verzehr zu erhitzen. Dadurch werden diese Substanzen inaktiviert, und einem uneingeschränkten Genuss steht nichts im Wege. 

Im Rahmen einer abwechslungsreichen Ernährung ist Hirse hervorragend als Ergänzung im Speiseplan einer Kita oder Kindertagespflege geeignet. Sie ist sättigend, schmeckt gut und lässt sich leicht sowie vielseitig zubereiten. Die Körnchen müssen zunächst vor dem Kochen in einem feinen Sieb heiß gewaschen werden. Danach in der dreifachen Menge Flüssigkeit kurz aufkochen und dann nach Packungsanleitung (etwa 10−15 Minuten) leicht köcheln und noch einmal 10 Minuten bei ausgeschalteter Herdplatte nachquellen lassen. Das zukunftsträchtige Getreide bietet Abwechslung bei den Sättigungsbeilagen und ist die nachhaltigere Alternative zu Reis, wenn sie aus heimischem Anbau bzw. aus Europa stammt. Weiterhin eignet sie sich gut in Aufläufen, als Bratling, Gemüsefüllung, Suppeneinlage, zum Nachtisch als süße Brei-Variante wie im Märchen der Gebrüder Grimm, in Flockenform als Müsli zum Frühstück oder auch als Mehl zur Herstellung flacher glutenfreier Backwaren.    

Wer jetzt Lust bekommen hat, mal ein Gericht mit Hirse auszuprobieren, dem empfehlen wir ein Rezept für leckere Bratlinge. Viel Spaß dabei und guten Hunger!

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