Entwicklungsdokumentation

Ernährungskompetenzen beim Essen und Trinken – Sichtbar machen durch Entwicklungsdokumentation

Kinder werden als lernende Wesen begriffen: Durch eine Stärken- bzw. Ressourcenorientierung eröffnen sich neue Sichtweisen auf das Kind als Konstrukteur seines Lernens, Wissens und Könnens. In der pädagogischen Arbeit hat das gezielte Beobachten und Dokumentieren kindlicher Selbstlernprozesse daher seinen festen Platz. Welche Methode hierzu gewählt wird, hängt letztlich von der Intention ab. Eine erste Entscheidungshilfe für oder gegen eine bestimmte Vorgehensweise liefert möglicherweise der Träger.

Neben dem Aufzeichnen von Handlungsepisoden in Gruppen als „Sprechende Wände“ gehört die Erfassung des kindzentrierten Entwicklungsstandes anhand klar definierter Altersnormen ebenso zum Spektrum wie beispielsweise die Gestaltung eines Bildungsbuches oder Portfolios. In dieser Art Sammelmappe können Kinder die individuellen Etappen und Ergebnisse ihres Bildungsweges archivieren: Die Arbeit mittels Portfoliomethode folgt in der Regel einer gewissen Struktur und besteht aus einem schriftlichen Dokumentationsbereich – kombiniert mit Fotos, Zitaten, Ereignisberichten, kindlichen Kunstwerken und vielem mehr. Pädagogische Fachkräfte tragen oftmals wertschätzende Bildungs- und Lerngeschichten bei, die sie für das jeweilige Kind aufschreiben. Gemeinsam bzw. mit Unterstützung ihrer Bezugsperson(en) in der Tageseinrichtung arbeiten Kinder so über die gesamte, dreijährige Kindergartenzeit an dieser Lernbiografie.

Aufgrund längerer Betreuungszeiten und damit einhergehender Verpflegung in der Kindertagespflege oder Kita prägen neben den Eltern außerfamiliäre Vorbilder das kindliche Essverhalten. Das Alltagsgeschehen hat das Potential für Lernerfahrungen, beispielsweise im Erleben von Mahlzeiten. In der Vorbereitung der Speisen oder dem gemeinschaftlichen Essen stecken zahlreiche Bildungsimpulse – und zwar über die gesamte Bandbreite aller neun Lernbereiche und Erfahrungsfelder des niedersächsischen Orientierungsplans für Bildung und Erziehung im Elementarbereich hinweg. Da mit Blick auf frühkindliche Bildung die Darstellung von Ernährungskompetenzen im Dokumentationsgeschehen bisher jedoch kaum Berücksichtigung findet, haben wir den Baum der EssKenntnis entwickelt. Die Vorlage, zum Ausdrucken im DIN A3-Format gedacht, visualisiert als Herzstück der Entwicklungsdokumentation die erworbenen Fähigkeiten eines Kindes im Umgang mit Lebensmitteln und gibt damit den Ernährungsbildungsmaßnahmen von Einrichtungen ein Gesicht. Jedes Bildungsziel wird dabei durch eine Auswahl an Kompetenzen in Form eines Apfels repräsentiert. Die unbeschriebenen Früchte bieten Platz für Ergänzungen individueller Beobachtungen.

Der „Baum der EssKenntnis“ kann somit die Portfolioarbeit bereichern und ‒ wenn das jeweilige Kind mag ‒ in dessen Ordner geheftet werden. Im Dialog mit dem Kind, dem Kollegium oder allein markiert die Bezugsbetreuungskraft diejenigen Stärken in der Baumkrone, die das Kind in einem bestimmten Zeitraum (z. B. im laufenden Kindergartenjahr) dazugewonnen hat, farbig und ergänzt in der Fußzeile das entsprechende Datum.

Die Unterlage kann darüber hinaus in das jährlich stattfindende Entwicklungsgespräch mit den Eltern integriert werden, um Fortschritte im Vergleich zum Vorjahr sichtbar zu machen. Gleichzeitig bietet sie Kita-Teams einen Reflexionsansatz, auf dem neue Lernanlässe oder individuelle Förderangebote aufbauen können. So wird der „Baum der EssKenntnis“ schnell zu einem weiteren wertvollen Instrument der Bildungsbegleitung von Kindern.