Perspektivwechsel auf Schnittchen, Stulle und Co. – Tomatige Aufstriche im Check
Das Wichtigste in Kürze:
- Der Großteil der Aufstriche im Marktcheck ist rein pflanzlich und bio
- Die am häufigsten zugesetzte Fettquelle ist Sonnenblumenöl
- Beim Salzgehalt ist keiner im grünen Bereich
- Der Preis variiert zwischen 0,69 Euro und 2,72 Euro pro 100 Gramm Produkt
- Der Tomatenanteil schwankt zwischen 13 und 73 Prozent
- Praxis-Tipp: Aufstriche lassen sich einfach und kostengünstig selbst herstellen
Das gemeinsame Frühstück ist in der Kindertagesbetreuung fest in den Tagesablauf integriert. Wer für die Zubereitung zuständig ist, variiert: Entweder nehmen Kinder eine Brotdose von zu Hause mit oder diese Mahlzeit wird vom (Betreuungs-)Personal organisiert (vgl. Rubrik Zahlen, Daten & Fakten).
Pflanzenbetontes Essen liegt im Trend, was vorteilhaft für die Gesundheit, aber auch für das Klima und die Umwelt ist. Beim Mittagstisch gewinnt Gemüse mehr an Bedeutung, und auch das weitere Mahlzeitenangebot wird zunehmend vegetarisch ausgerichtet. Denn die Empfehlung laut DGE-Qualitätsstandard für die Verpflegung in Kitas sieht für Frühstück und Zwischenverpflegung keine Wurst und nur bis zu 110 Gramm Milch und -produkte täglich vor. Da stellt sich die Frage, was stattdessen als Brotbelag infrage kommt. Pikante vegetarische oder vegane Aufstriche auf Gemüse- oder Hülsenfruchtbasis bieten sich als Alternativen an. Dass diese ein großes Potenzial für den Klimaschutz haben, bestätigt das aktuelle Gutachten des wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz (WBAE) beim Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH).
Infobox I Wussten Sie, dass es ein Käseparadoxon gibt?
Obwohl der Fleischkonsum in den letzten Jahren gesunken ist, haben sich die Treibhausgasemissionen nicht wesentlich vermindert, denn stattdessen wird mehr Käse gegessen. Als Alternative können pflanzliche Brotaufstriche dazu beitragen, dieses als Käseparadoxon bezeichnete Phänomen aufzulösen, da sie eine bessere Klimabilanz aufweisen.
Leckere Brotaufstriche – schnell selbst gemacht
Wer mag, kann pikante Aufstriche ganz einfach selber herstellen. Mit einem Pürierstab oder -aufsatz lassen sich wenige Zutaten wie Gemüse und Hülsenfrüchte, gegebenenfalls ergänzt um Ölsamen (zum Beispiel Sonnenblumenkerne), zusammen mit Kräutern und Gewürzen sowie etwas kaltgepresstem Rapsöl zu einem pikanten Brotaufstrich verarbeiten. Der Nutzen: Die Eigenproduktion ermöglicht, die Anzahl sowie die Qualität der Zutaten selbst zu bestimmen und das Endprodukt bei größerer Menge kostengünstiger herzustellen.
Mit der Rezeptsammlung vegetarischer Brotaufstriche bietet die Vernetzungsstelle Kitaverpflegung Niedersachsen der Kindertagesbetreuung fast 30 Impulse zum Selbermachen.
Ein Blick in die Welt der Aufstriche
Inzwischen gibt es im Supermarkt eine große Auswahl an pflanzenbasierten Aufstrichen und veganem Aufschnitt. Wenn es die Zeit nicht anders zulässt, sind gekaufte Produkte in Glas oder Dose eine Alternative zum Selbermachen.
Die Vernetzungsstelle Kitaverpflegung Niedersachsen hat das aktuelle Angebot ungekühlter vegetarischer beziehungsweise veganer Brotaufstriche unter die Lupe genommen. Da kaum ein Lebensmittel so facettenreich ist wie Gemüse, die Tomate mit Abstand der Liebling der Deutschen ist und besonders bei Kindern hoch im Kurs steht, liegt der Fokus des Marktchecks auf den Geschmacksrichtungen Tomate-Kräuter | Tomate-Basilikum.
Geschmacksgebender Inhalt im Glas
#Tomaten: Aus der Reihenfolge der Zutaten im Zutatenverzeichnis sind Rückschlüsse auf deren Mengenanteil möglich. Ob als Tomatenmark (siehe Infobox), passierte oder getrocknete Tomaten: Das rote Gemüse wird in vielerlei Verarbeitungsformen zugesetzt – selten jedoch frisch. Auch wenn Tomaten auf der Schauseite der Verpackung genannt oder sogar abgebildet sind, stehen sie im Zutatenverzeichnis nicht zwangsläufig an erster Stelle. Der Gesamtanteil des Nachtschattengewächses pro 100 Gramm Endprodukt liegt zwischen 13 und 73 Prozent. Wie er sich im Einzelnen zusammensetzt, ist im Slider dargestellt.
Infobox I Tomatenmark – Konzentration der Tomate
Laut der Leitsätze für Gemüseerzeugnisse handelt es sich bei Tomatenmark um passierte und auf konzentrierte frische, rote, reife Tomaten mit gleichmäßiger Konsistenz. Bei der Herstellung werden neben der Schale auch die Samen entfernt. Gegebenenfalls wird Speisesalz zugegeben; andere Zutaten sind unüblich. Der Grad der Aufkonzentrierung wird neben der Bezeichnung Tomatenmark durch „einfach konzentriert“ (mindestens 14 Prozent Trockenmasse), „zweifach konzentriert“ (mindestens 28 Prozent Trockenmasse) oder „dreifach konzentriert“ (mindestens 36 Prozent Trockenmasse) angegeben.
#Kräuter | #Basilikum: Bei der Zutat Kräuter beziehungsweise Basilikum, der zweiten in der Produktbezeichnung genannten Zutat der Stichprobe, beträgt der Gesamtgehalt in der Stichprobe zwischen 1,0 und 8,7 Prozent.
Infobox I Lebensmittelrecht kurz & knackig: QUID-Regelung (QUID = Quantitative Ingredients Declaration)
Sobald eine Zutat in der Bezeichnung des Lebensmittels genannt, durch Bilder, Worte oder grafische Darstellungen besonders hervorgehoben wird beziehungsweise charakteristisch für das Produkt ist, haben Hersteller gemäß Artikel 22 der Lebensmittel-Informationsverordnung (LMIV) den prozentualen Anteil anzugeben. Dies erfolgt in der Regel im Zutatenverzeichnis, zusammen mit der Zutat oder der Zutatenklasse.
Die Sache mit den Siegeln
#Bio: Egal, ob aus dem Discounter, Super- oder Drogeriemarkt: Bei den geprüften Aufstrichen handelt es sich ausnahmslos um Bio-Produkte.
#Nutri-Score: Das nicht verpflichtend anzugebende Label mit den fünf Buchstaben A bis E ermöglicht eine schnelle Einschätzung eines Produkts hinsichtlich der Zusammensetzung seines Nährwerts. In der Stichprobe war es bei rund einem Drittel (30 %) der Produkte, allesamt Bio-Eigenmarken, auf dem Etikett angegeben, jeweils mit der Kategorie C.
Infobox I Lebensmittelrecht kurz & knackig: Nutri-Score

Seit Ende 2016 gehört die Nährwertkennzeichnung auf verpackten Lebensmitteln zum Pflichtprogramm (laut Lebensmittel-Informationsverordnung): Neben dem Energiegehalt sind die Mengen an Fett (und davon gesättigte Fettsäuren), Kohlenhydrate (und davon Zucker), Eiweiß und Salz pro 100 Gramm beziehungsweise 100 Milliliter Produkt anzugeben.
Vereinfacht und auf freiwilliger Basis können Hersteller in Deutschland seit 2019 zudem Nährwerte durch den Nutri-Score kennzeichnen: Dahinter verbirgt sich ein 5-stufiges und -farbiges Siegel mit Buchstaben von A bis E auf der Schauseite von Produkten. Auf einen Blick können Konsumenten dadurch die Nährwertzusammensetzung eines Lebensmittels erfassen und so mit einem anderen Produkt der gleichen Kategorie vergleichen. Der Buchstabe A spiegelt dabei die beste Bewertung wider.
Wer mehr über das freiwillige Siegel wissen möchte, wird in der Rubrik 7 Fragen an Constanze Rubach, Ernährungsreferentin bei der Verbraucherzentrale Niedersachsen, fündig.
Was das Zutatenverzeichnis offenbart
Anders als bei der Selbstzubereitung gelingt die Kunst kurzer Zutatenverzeichnisse nicht allen Herstellern: Bis zu 20 Zutaten verwenden sie bei der Produktion von Aufstrichen.
#Zusatzstoffe: Zusatzstoffe, die Hilfsstoffe der Industrie, sind den Produkten vereinzelt (15,6 %) zugesetzt, beispielsweise als Verdickungsmittel (Guarkern- und/ oder Johannisbrotkernmehl) oder Säuerungsmittel (Citronensäure) mit konservierender beziehungsweise geschmacksgebender Wirkung.
#Fett: Weil Rapsöl bei der Fettsäurezusammensetzung punktet, empfiehlt der DGE-Qualitätsstandard für die Verpflegung in Kitas (pdf) diesen Allrounder bei der Zubereitung von Mahlzeiten als Standardfett. Im Fertigprodukt Aufstrich kam Rapsöl bei 30 Prozent der betrachteten Sorten vor. Der Fettanteil setzt sich überwiegend aus einer Kombination von Speiseöl(en) und Ölsamen (Sonnenblumenkerne) zusammen. Als „fettarm“ (maximal 3 Gramm Fett pro 100 Gramm Produkte) darf sich keines der untersuchten Produkte bezeichnen. Analog des früheren Ampelsystems der Verbraucherzentralen liegen drei Viertel der Aufstriche beim Fettgehalt im roten Bereich, die restlichen im gelben. Der durchschnittliche Gehalt dieses Nährstoffs liegt bei 21,2 Gramm pro 100 Gramm – mit einem Spitzenwert von 39 Gramm pro 100 Gramm Produkt (Tomate Basilikum Aufstrich von KoRo und von CMA SA).
#Süßende Zutaten: Obwohl pikant, enthalten die untersuchten Produkte bis zu 6,9 Gramm Zucker pro 100 Gramm. Neben (Roh-/ Rohr-)Zucker fanden wir Agaven- und Apfeldicksaft sowie Apfelsaftkonzentrat als süßende Zutat. Greifen wir das Bild einer Ampel wieder auf, erhalten 11 Aufstriche gelbes Licht und 9 grünes.
#Salz: Angesichts der Tatsache, dass Kinder im Vorschulalter laut Weltgesundheitsorganisation nicht mehr als 2 Gramm Salz pro Tag verzehren sollten, gilt es, Salz grundsätzlich sparsam zu verwenden. Dem Spitzenreiter beim Salzgehalt (Brotaufstrich Tomate-Basilikum von Campo Verde) sind 1,9 Gramm Salz pro 100 Gramm zugesetzt, wodurch die Ampel klar auf Rot steht, wie auch bei 4 weiteren Produkten. Alles anderen (75 %) liegen im gelben Bereich. Zur Veranschaulichung: Bei einer angenommenen Portionsgröße von 20 Gramm Aufstrich des Spitzenreiters würde ein Kind mit einer Scheibe Brot bereits ein Fünftel der täglich akzeptablen Menge Salz aufnehmen.
Infobox I So sind wir beim Ampelcheck vorgegangen:
Die Mengen einzelner Nährstoffe in den Produkten wurden nach folgendem Schema bewertet – jeweils bezogen auf 100 Gramm | 100 Milliliter – und mittels des ehemaligen Ampelsystems der Verbraucherzentralen visualisiert:
gering (grün) | mittel (gelb) | hoch (rot) | |
Fett | bis 3 g | 3–17,5 g | über 17,5 g |
gesättigte Fettsäuren | bis 1,5 g | 1,5–5 g | über 5 g |
Zucker | bis 5 g | 5–22,5 g | über 22,5 g |
Salz | bis 0,3 g | 0,3–1,5 g | über 1,5 g |
Die Einteilung erfolgt auf Grundlage der GDA (Guideline Daily Amount: Richtwerte für die Tageszufuhr bestimmter Nährstoffe).
Die gleichen Grenzwerte wie in der ersten Spalte Ampelfarbe Grün werden auch als Grundlage in der Verordnung (EG) Nr. 1924/2006 über nährwert- und gesundheitsbezogene Angaben über Lebensmittel (kurz Health Claims-Verordnung) herangezogen:
- fettarm: weniger als 3 g Fett/ 100 g festes Lebensmittel
- arm an gesättigten Fettsäuren: bis 1,5 g gesättigte Fettsäuren/ 100 g festes Lebensmittel
- kochsalzarm: nicht mehr als 0,3 g Salz/ 100 g Lebensmittel
- zuckerarm: nicht mehr als 5 g Zucker/ 100 g festes Lebensmittel
Überraschungsmoment(e)
#Preisspanne: Die Preisspanne für ein Kilogramm Aufstrich startet in Discountern bei 6,94 Euro; mit 27,19 Euro ist Brotaufstrich Kräuter Tomate von Bio Zentrale das teuerste Produkt.
#Verpackungsart: Ungekühlte Aufstriche werden überwiegend in Gläser abgefüllt. Darüber hinaus findet sich gelegentlich noch die Angebotsvariante „Einwegdose“. Die Produkte in unserem Hauptcheck umfassten ausschließlich Glasabfüllungen.
Auf ein Wort: Restevermeidung:
#Haltbarkeiten Im Durchschnitt hatten die unter die Lupe genommenen Aufstriche eine Haltbarkeit von etwa 15 Monaten, wobei die Spanne zwischen 2 und 22 Monaten lag. Für die Kindertagesbetreuung ist eine solch lange Lagerungsmöglichkeit – in ungeöffnetem Zustand – von Vorteil. Denn im Gegensatz dazu haben kühlpflichtige Brotaufstriche, häufig auf Grundlage von Milchprodukten, längst keine so lange Haltbarkeit und würden beim Kauf auf Vorrat vergleichsweise schnell verderben.
#Lager- und Verwendungsnachweis: Alle Hersteller haben auf ihren Produkten einen Hinweis angebracht, der Konsumierenden Orientierung bei der Aufbewahrung und Verwendung nach dem Öffnen gibt. Von „rasch verzehren“ bis „innerhalb von 7 Tagen verbrauchen“ ist alles dabei.
#Reste: Ist das Glas einmal geöffnet, hält sich der Aufstrich gekühlt, üblicherweise einige Tage. Sind Reste absehbar, können diese eingefroren oder weiterverwendet werden: in (Tomaten-)Soßen, in Wraps oder zum Verfeinern von Pürees, Aufläufen und Nudelgerichten.
#Verzehrtipp: Unter Käse passen anstelle von Streichfett auch pikante Aufstriche zum Brot; sie schmecken aber auch zu (Pell-)Kartoffeln und Grillgemüse vom Blech oder sind als Dip zu Gemüsestreifen lecker.
Fazit: Worauf also auf der Zutatenliste achten?
Vegetarische Brotaufstriche haben sich ihren festen Platz in den Einkaufstätten erobert. Es gibt sie in vielfältigen Geschmacksvarianten zu kaufen, wobei gerade bei Kindern tomatenbasierte beliebt sind.
Sie stellen eine empfehlenswerte, pflanzenbasierte Alternative zum klassischen Brotbelag dar – auch in der Kindertagesbetreuung. Besonders dann, wenn der Verzicht auf Wurstwaren zum Frühstück noch schwerfällt, können sie bei der Umstellung gut unterstützen und ansonsten das Angebot an pflanzlichen Toppings für eine leckere Schnitte erweitern.
Ein Blick auf die Zutatenliste zeigt: Wert- und geschmacksgebende Inhaltsstoffe wie zum Beispiel Gemüse stehen nicht immer auf den ersten Plätzen. Hier stehen des Öfteren auch Wasser und Öl. Deshalb lohnt ein Blick auf das Zutatenverzeichnis, um zum Beispiel Auskunft über die Hauptinhaltsstoffe zu erhalten, welche Ölsorte verarbeitet wurde beziehungsweise ob Zusatzstoffe zum Einsatz kamen.
Darüber hinaus weisen 20 Prozent der Produkte einen hohen Salzgehalt auf, was zu mangelnder Salzsensitivität führen und in der Folge Bluthochdruck begünstigen kann. Ein Blick auf die bei jedem Produkt verpflichtend angebrachte Nährwerttabelle verrät den tatsächlichen Gehalt an Fett, Zucker, Eiweiß und Salz und kann neben dem Zutatenverzeichnis dabei helfen, Produkte miteinander zu vergleichen und eine gute Alternative zu finden.
Erste Klasse: Aus wenigen Zutaten lassen sich Aufstriche kostengünstig selbst herstellen. Tipp: Wer größere Mengen herstellt und in mehrere kleine Behältnisse abfüllt, hat gekühlt mehrere Tage etwas davon.
Das haben wir noch entdeckt
Das Wichtigste in Kürze
- Zusätzlich wurden 19 tomatige Aufstriche mit weiteren Zutaten (-kombinationen) untersucht
- Davon war 1 Aufstrich aus dem konventionellen Bereich – alle anderen Bio-Produkte
- Die Fettgehalte variieren stark: zwischen 1,5 und 52 Gramm pro 100 g Aufstrich
- Neben Sonnenblumen- und Rapsöl tauchen Oliven- sowie Palmöl in der Zutatenliste auf
- Der Salzgehalt schwankt zwischen 0,74 und 2,2 Gramm pro 100 Gramm Ware – der Zuckergehalt zwischen 1,9 und 10 Gramm
- Bei 37 Prozent dieser Aufstriche ist Wasser die Hauptzutat
#Kombinationen: Mit Tomaten geht noch mehr! Vegane Tomatenaufstriche gibt es unter anderem in Kombination mit Hülsenfrüchten wie Kichererbsen, Kidneybohnen oder Berglinsen, aber auch mit Oliven, Cashew-/Pinienkernen, Quinoa oder Hanf. Darüber hinaus ergänzen weitere ungekühlte vegetarische Varianten mit Joghurt, Ricotta und Hartkäse die Palette.
#Auslobung von Protein: Zwei Produkte stellen ihren Proteingehalt auf der Schauseite der Verpackung heraus – eines davon (LupiLove Proteinaufstrich Tomate von Zwergenwiese) wirbt zusätzlich mit der nährwertbezogenen Angabe „hoher Proteingehalt“ (siehe Infobox).
Ausnahmslos alle Pasten mit viel Eiweiß führen Hülsenfrüchte wie Süßlupinensamen, Kichererbsen, Soja- oder Kidneybohnen als Hauptzutat an erster oder zweiter Stelle im Zutatenverzeichnis. Eine Tatsache, die bei der Selbstherstellung von Aufstrichen genutzt werden kann – zumal Hülsenfrüchte gleichzeitig ein guter Ballaststofflieferant sind.
#Auslobung von Ballaststoffen: Das einzige konventionelle Produkt in der Stichprobe wirbt damit, dass es als Ballaststoffquelle dienen kann, da es mehr als 3 Gramm Ballaststoffe pro 100 Gramm Produkt enthält. Dessen ungeachtet gibt es andere Aufstriche, die ähnlich viel oder sogar noch deutlich mehr (Spitzenwert: 7,9 Gramm) von diesen verdauungsfördernden Inhaltstoffen enthalten.
INFOBOX I LEBENSMITTELRECHT KURZ & KNACKIG: NÄHRWERTBEZOGENE ANGABEN
Betrifft Protein: Die Verordnung (EG) 1924/2006 über nährwert- und gesundheitsbezogene Angaben über Lebensmittel (Health Claims-Verordnung [HC-VO]) regelt seit 2007, wann ein Produkt als Eiweiß-/Proteinquelle beworben werden darf. Diese Angabe ist nur dann erlaubt, wenn der Proteinanteil mindestens 12 Prozent des gesamten Brennwerts eines Lebensmittels ausmacht. Die Angabe hoher Proteingehalt ist ab einem Proteinanteil von mindestens 20 Prozent erlaubt.
Betrifft Ballaststoffe: Die Bezeichnung als Ballaststoffquelle ist ab einen Gehalt von mindestens 3 Gramm Ballaststoffen pro 100 Gramm festem Lebensmittel zulässig.
#Hefe: Geschmackverstärker wie (Mononatrium-)Glutamat gehören zu den Zusatzstoffen – auch als E-Nummern bekannt – und sind bei der Produktion gängige Praxis. Auf den ersten Blick ins Zutatenverzeichnis scheinen die untersuchten Brotaufstriche ohne diese Stoffe auszukommen. Doch geschmacksverstärkende Inhaltsstoffe können sich hinter anderen Zutaten wie Hefe oder Hefeextrakt verstecken; denn diese enthalten natürlicherweise Glutamat.
#Kinderprodukte: Eine explizit an Kinder gerichtete Aufmachung mit Bebilderung ist eher die Ausnahme – das 180-Gramm-Glas „Streichcreme Tomate Karotte“ von Alnatura ist eine davon. Das Produkt verfehlt beim Salzgehalt (0,74 g/ 100 g) den grünen Punkt.
#Produkte mit Milcherzeugnis: Auch wenn die meisten Pasten vegan sind – es gibt sie vereinzelt auch mit dem Zusatz von Milchprodukten. Von Joghurt über Ricotta zu Hartkäse ist alles dabei.
Ein Produkt ist uns besonders ins Auge gesprungen – der „jo. Brotaufstrich Tomate-Paprika“ von Rapunzel: Trotz der auf der Schauseite angegebenen Geschmacksrichtung enthält er nur 7 Prozent (getrocknete) Tomaten (zweitgeringster Anteil im Check) und Paprika nur in Form von Anteilen in einer Gewürzzubereitung und eines zugesetzten Paprikaextrakts – frische Paprika ist nicht in Sicht, dafür aber Rote-Bete-Pulver für eine frische rote Farbe. Mit 52 Gramm pro 100 Gramm ist er zudem Rekordhalter beim Fettgehalt und mit 2,2 Gramm pro 100 Gramm auch beim Salz. Außerdem gehört er zu den wenigen Produkten, die Palmöl enthalten. Er hat die meisten Allergieauslöser ausgelobt, den dritthöchsten Zuckerwert und setzt auf Hefeextrakt als geschmacksverstärkende Zutat. Und auch sein Lagerhinweis „jo.'s sind sehr lange haltbar, auch geöffnet und ganz ohne Kühlung!“, der um den Passus „Um die perfekte Streichfähigkeit zu erhalten, bitte nicht im Kühlschrank lagern.“ ergänzt wird, ist – für ein milchhaltiges Produkt – ungewöhnlich. Trotz dieses Hinweises empfehlen wir grundsätzlich, alle Aufstriche nach Anbruch im Kühlschrank zu lagern und rasch zu verbrauchen, insbesondere bei empfindlichen Zielgruppen wie (Klein-)Kindern.
Zur Marktstichprobe: So sind wir vorgegangen
In Braunschweig und Hannover wurden im Juni/ Juli 2025 in insgesamt 24 Discountern, Super- beziehungsweise Verbrauchermärkten, Reformhäusern und Bio- sowie Drogeriemärkten Produkte recherchiert und für die weitere Betrachtung innerhalb des Segments der pikanten Brotaufstriche auf die Geschmacksrichtungen „Tomate-Kräuter“ und „Tomate-Basilikum“ eingegrenzt. Anschließend wurden insgesamt 20 verschiedene Produkte dieser Geschmacksrichtung eingekauft und bewertet, ergänzt um weitere 19, bestehend rein aus Tomate oder mindestens einer anderen geschmacksgebenden Zutat.
Bei dem Marktcheck handelt es sich um eine Stichprobe ohne Anspruch auf Repräsentativität oder Vollständigkeit.