7 Fragen an die Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen Bremen zur Gesundheit von Mitarbeitenden in der Kindertagesbetreuung
Als einen Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens definierte die Ottawa-Charta 1986 die Gesundheit des Menschen. Wie Mitarbeitende, speziell in der vorschulischen Kindertagesbetreuung, dabei unterstützt beziehungsweise gefördert werden können, haben wir bei Nicola Jakobs und Elena Reuschel, Fachreferentinnen bei der Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen Bremen e.V. (LVG & AFS), nachgefragt.
1. Was bedeutet eigentlich Gesundheit und welche Rolle spielt die individuelle Ernährung dabei?
Gesundheit bedeutet nicht nur die Abwesenheit von Krankheit, sondern wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens verstanden. Gesundheit wird von verschiedenen Faktoren, beziehungsweise individuellen Faktoren, sozialen Netzwerken, Lebens- und Arbeitsbedingungen und von allgemeinen sozioökonomischen, kulturellen und ökologischen Bedingungen im täglichen Leben und in der jeweiligen Lebenswelt, zum Beispiel in der Kita, beeinflusst.
Eine ausgewogene Ernährung spielt dabei eine zentrale Rolle, da sie unter anderem den Körper mit wichtigen Nährstoffen versorgt, Entzündungen reduzieren, die Darmgesundheit fördern und die psychische Gesundheit positiv beeinflussen kann. Eine unausgewogene und einseitige Ernährung hingegen kann langfristig zu chronischen Krankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Adipositas führen.
2. Inwiefern hat die Gesundheit von Mitarbeitenden Einfluss auf deren Arbeitsleistung?
Bildungseinrichtungen sind als Lern-, Lehr- sowie Ausbildungs- und Arbeitswelt von besonderer Bedeutung für die Prävention und Gesundheitsförderung. Die Gesundheit von Mitarbeitenden beeinflusst direkt ihre Leistungsfähigkeit am Arbeitsplatz. Gesunde Beschäftigte sind konzentrierter, motivierter und belastbarer, was sich positiv auf die Qualität ihrer Arbeit und das Betriebsklima auswirkt. Umgekehrt führen gesundheitliche Probleme oft zu Leistungseinbußen und Fehlzeiten. Besonders in anspruchsvollen Berufen ist dieser Zusammenhang deutlich. Unternehmen profitieren langfristig, wenn sie in die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden investieren – etwa durch gute Arbeitsbedingungen und gezielte Gesundheitsförderung.
Die Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen Bremen (LVG & AFS) unterstützt bei der Gestaltung von gesundheitsförderlichen Strukturen, um bestmögliche Bedingungen für das Aufwachsen, Lernen und Arbeiten zu schaffen. Dazu zählen unter anderem die Stärkung vorhandener Ressourcen, Arbeitsorganisation, Partizipation und die Einbindung von Netzwerken und Programmen; denn das trägt nicht nur zu Gesundheit und Wohlbefinden der einzelnen pädagogischen Fachkraft bei, sondern wirkt sich auch auf Qualität und Umsetzung von Bildungs- und Erziehungsauftrag aus. Mitarbeitende, die einen gesundheitsfördernden Arbeitsalltag leben, geben dies weiter an die betreuten Kinder.
3. Warum ist es wichtig, die Gesundheit von Mitarbeitenden der Kindertagesbetreuung im Blick zu haben?
Arbeit ist ein zentraler und sinnstiftender Teil des Lebens und hat entscheidenden Einfluss auf das subjektive Wohlbefinden. Wenn Mitarbeitende spüren, dass ihr Wohlbefinden ernst genommen wird, kann dies dazu führen, dass sie sich wertgeschätzt fühlen, sich stärker einbringen, leistungsfähiger und engagierter sind. Die Arbeitsverdichtung und -belastung hat in den letzten Jahren durch verschiedene Faktoren, wie die COVID-19-Pandemie, Fachkräftemangel und psychische Belastung zugenommen. Mitarbeitendengesundheit umfasst körperliche, psychische und soziale Dimensionen, die durch gute Arbeitsorganisation und eine gesundheitsförderliche Unternehmenskultur unterstützt werden. Nur das Zusammenspiel dieser Elemente sorgt dafür, dass Beschäftigte motiviert, zufrieden und langfristig leistungsfähig bleiben. Zufriedene Mitarbeitende bleiben länger im Beruf – das kann Fluktuation und Fachkräftemangel reduzieren.
4. Wie kann in der vorschulischen Kindertagesbetreuung dem Thema Personalgesundheit Raum gegeben werden?
Die Ottawa-Charta hebt hervor, dass gesundheitsfördernde Maßnahmen dort ansetzen, wo Menschen leben und arbeiten. Die Herausforderung liegt darin, die Kita insgesamt zu einer gesundheitsfördernden Umgebung zu entwickeln (Verhältnisprävention). Gesundheitsförderung darf hier nicht „on top“ kommen, sondern muss systematisch in den Alltag und die Struktur der Einrichtung integriert werden. Dabei müssen alle Beteiligten mitgenommen werden, unterschiedliche Bedarfe und Bedürfnisse erkannt und vorhandene Ressourcen genutzt werden. Es kann auf verschiedenen Ebenen angesetzt werden: Auf organisatorischer und struktureller Ebene, können beispielsweiseLärmschutz und Raumgestaltung oder Pausenregelungen betrachtet werden. Auf Team- und Sozialebene können Supervision, Teamentwicklung, und kollegialer Austausch eingesetzt werden und auf individueller Ebene beispielsweise Präventions- und Gesundheitsangebote oder Fort- und Weiterbildungen in den Bereichen Stressmanagement, Resilienz, Kommunikation, Selbstfürsorge, et cetera.
5. Wie unterstützt die Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen Bremen Einrichtungen dabei?
Die Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen Bremen (LVG & AFS) unterstützt Einrichtungen durch Beratung, Begleitung, Vernetzung und Informieren von Fachkräften, die sich in der Lebenswelt bewegen. Dazu zählen persönliche Beratung und Prozessbegleitung zum Aufbau von gesundheitsfördernden Strukturen, Informations- und Wissensvermittlung durch Websites, Rundmails und Newsletter, Fachtage und Fortbildungen, Vernetzung von Akteurinnen und Akteuren in regionalen, landesweiten und bundesweiten Netzwerken, zum Beispiel im Netzwerk Kita und Gesundheit Niedersachsen Bremen sowie gezielte Projekte für Fachkräfte in der Kindertagesbetreuung, wie das Kompetenzzentrum für Gesundheitsförderung in Kitas (kogeki), die Bremer Elternwerkstatt oder das Programm Schatzsuche.
6. Was ist das Ziel des Netzwerks „Kita und Gesundheit Niedersachsen Bremen“?
Das Netzwerk Kita & Gesundheit Niedersachsen Bremen stellt das Ziel „Gesunde Kita für alle“ in den Fokus. Es setzt sich dafür ein, die Organisation Kita zu einer gesunden Lebenswelt für die Kita-Kinder sowie für alle Personen, die in dem Setting arbeiten, zu entwickeln. Das Netzwerk ist ein Zusammenschluss von Interessierten aus den Bereichen Kindertageseinrichtung und Trägervertretung sowie Gesundheit, Bildung und Soziales und wird seit seiner Gründung im Jahr 2005 von der Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen Bremen (LVG & AFS) koordiniert.
Ziel des Netzwerks ist es, Gesundheitsförderung in den Arbeits-, Lern- und Erlebnisraum von Kindertageseinrichtungen zu integrieren und das Lebens- und Arbeitsfeld gesundheitsförderlich zu gestalten. Dabei sollen die Zusammenarbeit und der Austausch von pädagogischen Fachkräften, Trägervertretungen, Kooperationspartnerinnen und Kooperationspartnern sowie weiterer Institutionen und Einrichtungen (zum Beispiel Jugend- und Gesundheitsämter, Grundschulen, Sportvereine) die Arbeit vor Ort stärken. Das Netzwerk ist offen für neue Mitglieder (pädagogische Fachkräfte sowie andere Professionelle aus den Bereichen Erziehung, Gesundheit, Soziales und Bildung).
7. Bieten Sie auch gezielte Programme für die Kindertagesbetreuung an?
Das Kompetenzzentrum für Gesundheitsförderung in Kitas (kogeki) möchte Kindertageseinrichtungen darin unterstützen, Gesundheitsförderung als ein ganzheitliches Konzept zu verstehen und in den Lern- und Arbeitsalltag zu integrieren. Das bedeutet, dass die Lebenswelt Kita gesundheitsförderlich gestaltet wird und die individuellen Gesundheitsressourcen derjenigen, die dort aufwachsen, spielen, lernen und arbeiten, gestärkt und gefördert werden. Mit diesen Vorhaben ist das kogeki im Juni 2017 an den Start gegangen und hat seither unterschiedliche Förderschwerpunkte.
Die Bremer Elternwerkstatt hat zum Ziel, die Gesundheit von Kindern und ihren Familien in Kitas und Horten in Bremen und Bremerhaven zu fördern. Das Projekt unterstützt Eltern in Gesundheits- und Erziehungsfragen, berät Kita-Teams und Trägerverantwortliche in Fragen der familienorientierten Gesundheitsförderung und arbeitet mit Akteurinnen und Akteuren aus dem Bildungs-, Gesundheits- und Sozialbereich zusammen. Es werden analoge und digitale Austausch-, Unterstützungs- und Beratungsangebote für Eltern zu Gesundheits- und Erziehungsthemen organisiert und dabei Eltern bewusst in den Austausch gebracht und ihre Anliegen berücksichtigt.
Das Eltern-Programm Schatzsuche ist ein von der Hamburgischen Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung (HAG e. V.) entwickeltes Programm zur Förderung des seelischen Wohlbefindens von Kindern in Kindertageseinrichtungen und Grundschulen. Ziel des Programms ist es, Eltern und andere Bezugspersonen sowie pädagogische Fachkräfte für die Bedürfnisse der Kinder zu sensibilisieren und die Stärken und Schutzfaktoren der Kinder als „Schätze“ in den Blick zu nehmen. Die Grundlage hierfür bildet der Ansatz der Resilienzförderung.
ÜBER DIE LANDESVEREINIGUNG FÜR GESUNDHEIT UND AKADEMIE FÜR SOZIALMEDIZIN NIEDERSACHSEN BREMEN
Die Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen Bremen e. V. (LVG & AFS) ist ein gemeinnütziger Fachverband für Gesundheitsförderung, Prävention und Sozialmedizin. Zu den Arbeitsprinzipien der LVG & AFS zählen unter anderem Vernetzung, integrierte Zusammenarbeit, Vielfalt, Teilhabe, Partizipation auf Augenhöhe sowie Bedarfs- und Wirkungsorientierung. Ziel der Arbeit ist es, zur Verbesserung der gesundheitlichen Chancengleichheit beizutragen.
Stand: 10/2025